Der Landkreis Kulmbach liegt im Herzen des Regierungsbezirks Oberfranken. Zusammen mit der GIS-Dienstleisterin RIWA GmbH, die zur AKDB-Gruppe gehört, baut der Landkreis seit 2007 auf der Basis des kommunalen Behördennetzes mit allen 22 Kommunen das interkommunale Geoinformationssystem kontinuierlich aus. Dabei sind ca. 200 Arbeitsplätze in der Landkreisverwaltung und 200 Arbeitsplätze bei den 22 Kommunen am GIS angeschlossen.
In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung immer wichtiger werden, setzt der Landkreis Kulmbach auf innovative Technologien, um den Herausforderungen des Klimawandels und der Energieversorgung zu begegnen. Ein zentrales Element dieser Strategie war die Erstellung eines digitalen Energie-Zwillings in Kulmbach. Der digitale Zwilling sollte eine umfassende Plattform zur Analyse und Planung von Energiepotenzialen im gesamten Landkreis bieten. „Die Herausforderung war, aus mehreren langjährigen Forschungsprojekten und Aufträgen mit verteilten Datensätzen zum Thema erneuerbare Energien in kurzer Zeit ein geschlossenes, vollständiges Umsetzungsprojekt in 3D zu generieren“, so Michael Beck, der Leiter der Stabsstelle Mobilitäts- und GIS-Management.
Das Energiepotenzial der Region visualisieren
Mit der Realisierung des digitalen Zwillings wurde die RIWA beauftragt. Der digitale Zwilling kombiniert verschiedene Datensätze, um ein präzises Bild der energetischen Möglichkeiten in der Region zu zeichnen. Im Fokus steht ein Solar- und Gründach-Potenzialkataster, das mit Informationen über den Wärmebedarf sowie den Deckungspotenzialen angereichert wird, die durch die Nutzung oberflächennaher Geothermie entstehen. Diese Daten ermöglichen es, fundierte Aussagen über den Einsatz von Erdwärme zu treffen – sei es durch Erdwärmesonden, Erdwärmekollektoren oder Grundwasserpumpen. Ein entscheidender Vorteil des digitalen Zwillings liegt in seiner Fähigkeit, interkommunale 3D-Energieplanungen zu unterstützen. Durch die Bereitstellung grundstücks- und gebäudebezogener 3D-Daten können Kommunen gezielt Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Energieeffizienz ergreifen. Dies fördert nicht nur die individuelle Nachhaltigkeit jedes einzelnen Grundstücks oder Gebäudes, sondern trägt auch zur Resilienz des gesamten Landkreises bei.
Bessere Entscheidungen treffen
„Dank des digitalen Zwillings können wir ein besseres Klima-, Energie- und Krisenmanagement im Landkreis Kulmbach durchführen“, so Beck. Denn durch die präzise Analyse der vorhandenen Ressourcen können die Entscheidungsträger im Landkreis gezielte Strategien entwickeln, um den Energieverbrauch zu optimieren und erneuerbare Energien effizienter zu nutzen. Außerdem ermöglicht der digitale Zwilling ein besseres Management in Krisensituationen. In Zeiten von Extremwetterereignissen ist eine schnelle und informierte Reaktion entscheidend, wie die Überschwemmungstragödie im Ahrtal beweist. Die umfassenden Datenanalysen bieten den Verantwortlichen wertvolle Informationen zur optimalen Verteilung von Ressourcen und zur schnellen Planung von Maßnahmen. Was für die Energieplanung möglich ist, ist es künftig auch in anderen Bereichen: „Der digitale Energie-Zwilling ist Vorbild für die schnellere Umsetzung weiterer interkommunaler Zwillinge. Etwa für die digitale Bauverwaltung, die Mobilitätsplanung, Glasfaservernetzung, den Katastrophenschutz und das Ratsinformationssystem“, so Julia Maisel, die wie ihr Kollege im Landkreis ebenfalls für das Mobilitäts- und GIS-Management zuständig ist. So wird der digitale Zwilling zu einem entscheidenden Werkzeug für eine zukunftsfähige und resiliente Region.