Kann die Cloud-Technologie ein Gamechanger für die Verwaltungsdigitalisierung sein? Wie stehen Akteure aus Verwaltung und von kommunalen IT-Dienstleistern dazu? Die AKDB hat sich an der Umfrage von Wegweiser Research & Strategy GmbH beteiligt, die am 11. September 2024 veröffentlicht wurde. Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick.
Die fortschreitende Digitalisierung fordert die öffentliche Verwaltung heraus, sich schnell an neue Technologien anzupassen und gleichzeitig die Sicherheit und Souveränität ihrer Daten zu gewährleisten. Im Zentrum dieser Transformation stehen Cloud-Technologien, die enorme Potenziale für die Modernisierung und Effizienzsteigerung von Verwaltungsprozessen bieten. Doch was für die Privatwirtschaft zur Normalität gehört, ruft in der Verwaltung oft noch Vorbehalte hervor. Welche sind es? Und wie schwer wiegen sie? Das wollte eine Studie der Wegweiser Research & Strategy GmbH in Kooperation mit der Beratungsfirma Capgemini herausfinden. Der Titel: „Im Spannungsfeld zwischen Innovation und Souveränität: Cloud und die digitale Zukunft der Verwaltung – Markt, Entwicklungsperspektiven und Entscheidungsstrukturen“.
Gleichzeitig hat die Studie das Ziel, Verwaltungen als Leitfaden zu dienen, um klare Handlungsoptionen für den Einsatz von Cloud-Technologien zu identifizieren. Auch die Frage, inwieweit eine Zusammenarbeit zwischen privaten und öffentlichen Cloud-Anbietern möglich und erwünscht ist, stand im Raum. Für die Studie wurden 1.500 Entscheidungsträgerinnen und -träger aus rund 1.500 Institutionen von Bund, Ländern sowie Kommunen (Bedarfsträger) sowie 44 Cloud-Anbieter befragt.
1. Die Zukunft der IT der öffentlichen Verwaltung liegt in der Cloud
Das Bewusstsein für die Vorteile, die Cloud-Technologie für die Verwaltung hat, ist bei den meisten Befragten vorhanden. Tatsächlich wollen 69 Prozent der befragten Verwaltungen in den nächsten Jahren in die Cloud. Etwas über die Hälfte sehen die Cloud-Technologie sogar als wichtiges Thema an (56 Prozent). Das Ziel, das sich der überwiegende Teil der Befragten dadurch erhofft, ist eine Beschleunigung der Digitalisierung. Mehr als die Hälfte der Behörden (54 Prozent) passt ihre Digitalisierungsstrategie an, obgleich bisher nur 25 Prozent eine Cloud-Strategie umgesetzt haben. Von diesen setzen allerdings die wenigsten auf „Cloud only“. Die gute Nachricht: Im Durchschnitt halten die Behörden gut die Hälfte ihrer Fachverfahren (53 Prozent) für Cloud-fähig. Was die Kosten betrifft, so erwarten über 60 Prozent der Behörden steigende IT-Budgets für den Umstieg auf Cloud-Technologien, während nur 11 Prozent eine Reduktion erwarten.
2. Großer Wunsch nach Sicherheit und Datenverfügbarkeit
Für die große Mehrheit (95 Prozent) ist die Datenhoheit ein wichtiges Merkmal für die digitale Souveränität. Gefolgt von der Verfügbarkeit der Daten auch in Krisenzeiten (87 Prozent). Wenn sie sich für einen Cloud-Anbieter entscheiden sollen, so ist den meisten Befragten wichtig, dass sich die Rechenzentren in Deutschland bzw. in der EU befinden. Auch die Einhaltung des IT-Grundschutzes des BSI ist prioritär. Das alles zeigt, dass Verwaltungen sich von der Cloud maximale Sicherheit und Verfügbarkeit erhoffen. Auch die operative Souveränität, also die Möglichkeit, zwischen Cloud-Anbietern zu wechseln, empfinden viele als wichtig für ihre eigene Souveränität (76 Prozent).
3. Hohe Erwartungshaltung an die eigenen IT-Dienstleister und Skepsis gegenüber dem „Markt“
Vor dem Hintergrund der Erfolge im privaten Sektor überrascht es, dass die Leistungsfähigkeit der Hyperscaler schlechter bewertet wird als die der öffentlichen IT-Dienstleister. So bewerten 48 Prozent der Befragten die Cloud-Services öffentlicher IT-Dienstleister als mindestens gut. Im Vergleich dazu schneiden die Hyperscaler deutlich schlechter ab: Ihre besten Bewertungen erreichen lediglich maximal 34 Prozent. Ein Grund liegt darin, dass Kenntnisse der spezifischen Anforderungen in der öffentlichen Verwaltung als besonders wichtig erachtet werden. Dabei genießt die Deutsche Verwaltungscloud bei der öffentlichen Verwaltung offenbar einen großen Vertrauensvorschuss. 53 Prozent würden sie als Bereitstellungsmodell wählen. Noch mehr wünschen sich allerdings eine Private Cloud. Der Großteil der befragten Institutionen plant, Cloud-Dienste künftig direkt über den eigenen öffentlichen IT-Dienstleister zu beschaffen (über 38 Prozent).
4. KI und Fachverfahren aus der Cloud gewünscht
39 Prozent der Cloud-Anbieter vertrauen, sofern sie bereits über einen KI-Ansatz verfügen, bei rechenintensiven GenAI-Anwendungen auf Public-Cloudfokussierte Ansätze sowie auf hybride Ansätze (31 Prozent), die eine Kombination aus Public-Cloud- Infrastruktur und eigener GPU-Infrastruktur nutzen. On-Premises-Lösungen, die ausschließlich auf eigener GPU-Infrastruktur basieren, spielen dabei mit einem Anteil von nur 14 Prozent eine untergeordnete Rolle. Die befragten Verwaltungen legen besonderen Wert auf den Bezug von Fachverfahren als Software-as-a- Service (SaaS) aus der Cloud. 71 Prozent wollen beispielsweise Asylverfahren und 63 Prozent Fahrzeugzulassungsverfahren in die Deutsche Verwaltungscloud bringen.
5. Großer Wissensdurst, aber fehlende Erfahrungen mit der Cloud
In den Behörden zeigt sich ein hoher Bedarf an Weiterbildungen für die Cloud-Nutzung (15 Prozent). Ein Fünftel investiert bereits in die Cloud-Kompetenzen der Mitarbeitenden. Jedoch hat mehr als die Hälfte der Befragten bisher keine Erfahrungen mit Cloud-Computing.