Bei der Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes konzentrierte man sich bisher auf die Digitalisierung der Bürgeranträge. Doch das ist zu kurz gegriffen. Wir haben Bernd Schaps, unseren Bereichsleiter Platform & Cloud Services, gefragt, wie durchgängig digitale Prozesse schneller realisiert werden können – vom Antrag bis zum digitalen Nachweis im Postfach der Bürgerinnen und Bürger.
Die flächendeckende Digitalisierung der deutschen Verwaltung lässt auf sich warten. Wo liegt das Problem?
Die Durchgängigkeit der Datenströme fehlt, um der Digitalisierung zum Durchbruch zu verhelfen. Es gibt zwar immer mehr Online-Dienste, aber die Bürgeranträge können vom Sachbearbeitenden oft nicht medienbruchfrei weiterbearbeitet werden. Es fehlt die Anbindung ans Backend mit dafür notwendigen Schnittstellen. So bleibt E-Government ein Flickwerk aus Insellösungen.
Gibt es zu wenige oder schlicht die falschen Standards?
Zu wenige! In der Verwaltungs-IT haben wir bisher weniger als 20 Prozent der nötigen Standards realisiert, die berühmten XÖV-Standards wie XMeld, XWaffe, XBau etc. Wollen wir eine echte Ende-zu-Ende Digitalisierung erreichen, müssen wir in Prozessen denken, in Lebenslagen. Und dann brauchen wir quasi einen „Datenübermittler“, der alle „Sprachen“ – die des Online-Dienstes und der Fachverfahren –versteht und mit allen Datenregistern verknüpfen kann.
Apropos Datenregister: Alle sprechen von Registermodernisierung. Warum?
Wenn Sie ein Auto oder einen Hund anmelden oder einen Waffenschein beantragen, geben Sie persönliche Daten online in Formulare ein. Dabei könnten diese Daten mittels Ihrer eID bereits aus den Einwohnermelderegistern abgerufen und die Formulare so automatisiert vorausgefüllt werden. Problem: Bei der OZGUmsetzung hat man vor allem Portale gefördert, aber nicht Schnittstellen. Und dadurch wurden separate Standards hergestellt. Konkret: Es gibt den Standard XWaffe für den Antrag auf einen Waffenschein, den man im Landkreis beantragt. Diesen Antrag muss man verknüpfen mit Meldedaten, die in der Kommune lagern. Das ist nicht trivial. Wollen Sie dazu noch Ihr Jagdgebiet umziehen, dann liegen die Daten in den Landesbehörden ohne XÖV-Standard. Die Register müssen so verknüpft werden, dass sie die Lebenslagen abbilden und nicht aus separaten Inseln bestehen.
Wie beschleunigt man den Prozess und schafft mehr Standards?
Mit offenen Standards, also Open Source. Und wir laden Partner, Mitbewerber und die gesamte Entwickler-Community ein, mit uns zusammenzuarbeiten, und Standards weiterzuentwickeln und offen zugänglich abzulegen. Nur so, durch Schwarmintelligenz und Offenheit, geht es schneller.
Wie löst die AKDB das Problem des Datenflusses zwischen Antragstellern und Behörden?
Wir bieten seit 20 Jahren eine bewährte Middleware an, die es Behörden erlaubt, untereinander Daten auszutauschen, und die Fachverfahren miteinander verknüpft: etwa Führerschein- und Kfz-Daten. Oder die Daten aus der Zulassungsstelle an das Kraftfahrtbundesamt sendet. Sie heißt OK.KOMM, eine flexibel konfigurierbare und mandantenfähige Lösung, um Fachverfahren, Dienste und Portale miteinander zu verbinden. Inzwischen bieten wir IT-Betreibern als Erste und Einzige in Deutschland unseren OK. KOMM Service als Managed Service an. Beispiel: Sie wollen einen neuen Online-Dienst mit einem Fachverfahren eines Fremdanbieters verknüpfen? Wir realisieren das! Sie haben einen Online-Dienst ohne Fachverfahren? Wir bauen Schnittstellen, die den Online-Antrag des Bürgers in die Verwaltung transportieren, wo er weiterbearbeitet werden kann.
Wie sieht es dann mit der Nachnutzbarkeit aus?
Das sind Lösungen, die von allen IT-Betreibern weiterverwendet werden können, weil sie Open Source sind. Sämtliche XÖV-Standards unterstützen wir bereits. Wo es noch keine Standards gibt, „bauen“ wir beliebig viele offene Schnittstellen im Open-Source-Verfahren. Der Trend geht in Richtung Transparenz und Zusammenarbeit. So kommen wir voran bei der Digitalisierung der Verwaltung!