Das Logo der AKDB AKDB Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern
NEWSROOM
eREPORT 3/2023

Interview mit dem AKDB-Vorstandvorsitzenden Rudolf Schleyer

Mehr Schnittstellen, mehr Standards!

18.09.20234 Minuten1

Die AKDB nimmt vom 7. bis 9. November 2023 an der Smart Country Convention (SCCON) in Berlin teil. Hier werden Impulse für die Zukunft der digitalen Verwaltung gesetzt und für gleichwertige digitale Lebensverhältnisse in Stadt und Land.  Wir haben den AKDB-Vorstandsvorsitzenden Rudolf Schleyer gefragt, welche Themen dieses Jahr für Kommunen im Mittelpunkt stehen.

Herr Schleyer, auf der SCCON dreht sich dieses Jahr alles um Smart City, Digitale Verwaltung und Data Science. Die AKDB ist auch anwesend. Warum unsere Präsenz in Berlin?

Die Digitalisierung von Kommunen macht nicht bei einzelnen Verwaltungsverfahren und Online-Diensten Halt. In Zukunft benötigen wir vernetzte und ganzheitliche Lösungen für die vielen Bereiche, in denen Kommunen aktiv sind. Und wir bieten genau diese Lösungen an. Auf der SCCON präsentieren wir mit der Smart Data Services (SDS) Plattform eine deutschlandweit einmalige Lösung zur intelligenten Verknüpfung von kommunalen Daten. Sie verbindet Daten aus Fachverfahren, Geoinformationssystemen und Smart-City-Sensoren und ist speziell für Kommunen konzipiert. Anhand von praktischen Use-Cases wie dem digitalen Zwilling, dem smarten Winterdienst oder der Wärmeplanung können wir damit schon heute zeigen, welche Potenziale die Digitalisierung für Kommunen bedeutet.

Welche Themen sind für die Digitalisierung der Verwaltung in Deutschland prioritär?

Zu den wichtigsten Themen zählen derzeit vor allem Ende-zu-Ende Prozesse, einheitliche Basisdienste zur Authentifizierung und Bezahlung sowie Standardisierung. Deutschland kann bisher leider nicht auf eine ausreichend einheitliche Infrastruktur zurückgreifen. Eine verbindliche Standardisierung treibt eine schnelle Digitalisierung voran, da hier nicht jeder "das Rad neu erfinden" muss. Notwendig ist aber auch der Mut, Prozesse und Fachgesetze an die digitalen Möglichkeiten anzupassen oder neu zu fassen. Dazu zähle ich die Abschaffung der Schriftformerfordernis oder die längst fällige Registermodernisierung. Beides steht ja auf der Agenda unseres Bundes-CIO.

Welche Rahmenbedingungen sind nötig, um Deutschland durchgreifend zu digitalisieren?

Zuerst einmal sollte man konkretisieren, was „durchgreifend“ bedeutet: Geht es nur um digitale Antragsprozesse oder auch darum, dass Mitarbeitende vor Ort einen digitalen Arbeitsplatz ohne Stempel und Papier haben? Können wir weite Teile der regelgebundenen Verwaltung automatisieren? Wie schaffen wir es, die Handlungsfähigkeit des Staatswesens in Zeiten von Fachkräftemangel aufrecht zu erhalten? 

Auf jeden Fall müssen wir das EfA-Prinzip überdenken. Die bisherigen, teils zentralistischen OZG-Ansätze zeigen, dass diese oftmals Bedürfnissen der Kommunen nicht gerecht werden und die Digitalisierung damit in der Praxis scheitert.

Notwendig sind die bereits erwähnten verbindlichen Standards oder die Nutzung zentraler Basisdienste, aber auch der Einsatz von Open-Source-Komponenten mit Blick auf digitale Souveränität. Diese Rahmenbedingungen sind ein echter Booster für die flächendeckende und nachhaltige Digitalisierung.

Apropos EfA-Prinzip: Gibt es das bereits: deutschlandweit nutzbare Dienste, versehen mit allen Schnittstellen?  

Die gibt es auf jeden Fall. Einige haben wir programmiert, im Bereich Ausländerwesen, Verkehrswesen und Waffenbesitz. Mit unserem OK.KOMM Service sind wir schon heute in der Lage, Datentöpfe intelligent zu verbinden und durch Schnittstellen miteinander zu verknüpfen. Mit einer solchen Middleware können Silos teilweise oder ganz aufgelöst werden und zahlreiche Systeme angebunden werden.

Viel wichtiger ist aber, dass wir auch weiterhin dranbleiben und auch die noch offenen Schnittstellenprobleme angehen. Ob Open Source oder proprietär, von der AKDB oder mit Partnern: Schnittstellen bedeuten immer Miteinander.

KI und Business Intelligence liegen im Trend – auch in Verwaltungsanwendungen. Hype oder Zukunft?   

Die Integration von KI und Business Intelligence im kommunalen Bereich ist mehr als ein Trend - sie ist eine Chance für unsere Zukunft. Durch automatisierte Prozesse, bessere Datenanalysen und, daraus resultierend, fundierte Entscheidungen können Verwaltungen deutlich effizienter arbeiten und die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger verbessern. Denken Sie etwa an Prognosen zum Bevölkerungswachstum. Oder Simulationen von Hochwasserschäden. Oder Vorhersagen zu Verkehrsflüssen für die Infrastrukturplanung.  Mit der von uns entwickelten Lösung SDS.Control fürs Finanzwesen haben wir bereits die Basis für eine datenbasierte Verwaltungsarbeit gelegt, die weitere Entwicklungspotenziale im betriebswirtschaftlichen Kontext für Städte und Kommunen bietet.

Wärmeplanung, Energiewende, Dekarbonisierung: Nachhaltigkeit im kommunalen Bereich ist ein großes Zukunftsthema. Wie kann Digitalisierung einen Beitrag leisten?  

Die Digitalisierung eröffnet eine faszinierende Bandbreite an Lösungen, um die Nachhaltigkeit in unseren Kommunen drastisch zu verbessern. In der Wärme- und Kälteplanung ermöglichen digitale Zwillinge eine effizientere Energieplanung für die Emissionsreduktion. Das Ergebnis ist ein System, das automatisiert und präzise die Heiz- und Kühlanforderungen erfasst und optimiert.

 Ein weiteres bemerkenswertes Einsatzgebiet ist das Verkehrsmanagement. Durch die Nutzbarkeit von Echtzeitdaten sind wir in der Lage, Verkehrsströme intelligent zu lenken und so nicht nur Staus zu minimieren, sondern auch die Luftqualität spürbar zu verbessern.

 In der Summe zeigt sich, dass die Digitalisierung es uns ermöglicht, Kommunen widerstandsfähiger, intelligenter und nachhaltiger zu gestalten. Wir gehen damit auf eine spannende Reise in eine vielversprechende Zukunft!

War dieser Beitrag für Sie hilfreich?Sie haben diesen Beitrag als hilfreich markiert. Danke!
1
eREPORT 3/2023
nach oben