Am 10. Oktober findet das 6. AKDB Kommunalforum statt. Genau zehn Jahre nach dem ersten. Wir wollten vom AKDB-Vorstand wissen, was sich seitdem verändert hat und welche Schwerpunkte uns erwarten.
Vor zehn Jahren fand das erste Kommunalforum statt. Was hat sich in puncto Verwaltungsdigitalisierung seither verändert?
R. Schleyer: Die Premiere des Veranstaltungsformats fand im MVG-Museum statt. SYNERGO, aber auch die Dienste im Bürgerservice- Portal waren damals wichtige Themen. Rückblickend wird deutlich, dass wir damals bereits wesentliche Grundlagen für die aktuellen Digitalisierungserfordernisse geschaffen haben. Seitdem haben die Bürgerinnen und Bürger, die Mitarbeitenden der Behörden und auch wir wichtige Erfahrungen gemacht.
Zugleich wird uns bei der Betrachtung des Zehnjahreszeitraums deutlich, dass der Transformationsprozess hin zu digitaler Verwaltung noch eine längere Zeit andauern wird. In den letzten Jahren haben sich die Digitalisierungsschritte gleichermaßen verdichtet und vergrößert. Dennoch liegt ein großer Teil des Weges noch vor uns. Mut macht uns als AKDB, dass wir mit unserer neuen Plattform FRED wieder eine Grundlage entwickeln konnten, die schon heute über 100 Online-Dienste in zehn Dienstgruppen trägt. Ähnlich wie das mit dem Bürgerservice-Portal vor über einem Jahrzehnt gelungen ist. So profitieren die Kommunen und deren Dienstleister – wie wir – von beträchtlichen Synergieeffekten. FRED hat bis Mai 2024 über vier Millionen Online-Dienste abgewickelt und über 200.000 Bewertungen mit 4,7 von 5 möglichen Sternen beim Feedback eingespielt.
Was ist Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung, der Kommunalverwaltungen in den nächsten Jahren entgegenblicken?
G. Aschenbrenner: Ich sehe mehrere Dimensionen, die herausfordernd sind, zu denen wir jedoch Lösungen anbieten können. Grundlegend wird es darum gehen, den beträchtlichen Personalmangel auszugleichen, den die demografische Entwicklung herbeiführt. Weiter gilt es, die digitale Verwaltung auszubauen, die nicht mehr von Papier geprägt ist, sondern sich zukunftsweisend aufstellt.
Wenn nach wissenschaftlichen Erkenntnissen schon 2030 rund ein Viertel der Stellen in der öffentlichen Verwaltung nicht mehr besetzt werden kann, erfordert das gewaltige Anstrengungen. Da es diese Entwicklung parallel auch insgesamt in der Gesellschaft gibt, haben wir uns vorgenommen, bislang händische und durch Menschen begleitete Prozesse künftig voll digitalisiert abzubilden. So wird die „Fachkräftelücke“ geschlossen. Außerdem werden KI-Tools in den nächsten Jahren mit dem Fachwissen von Verwaltungsexperten und unzähligen Akten trainiert, damit dieses Wissen später entsprechend genutzt werden kann.
Ein konkretes Beispiel für die Vorteile der Digitalisierung: Für die digitalen Personenstands- Dienste, die zu den meistgenutzten gehören, haben wir ermittelt, dass die ca. 100.000 Dienstnutzungen in Bayern in 2023 den Kommunen etwa sieben Millionen Euro Ausgaben erspart haben. Das bedeutet, dass dieser Dienst bei doppelt so hoher Nutzung Einsparungen in zweistelliger Millionenhöhe bringen kann. Das birgt für Bayern und erst recht für Deutschland noch ungeahnte Potenziale.
Wenn wir diesen Pfad endlich in vielen Bereichen beschreiten, entlastet das vor allem die Kommunen und stellt zugleich die Leistungsfähigkeit der Verwaltung sicher.
Werden digitale Identitäten eine Zukunft haben?
R. Schleyer: Digitale Identitäten werden künftig sicher der Dreh- und Angelpunkt für Verwaltung und Wirtschaft sein. Nur auf diesem Wege lassen sich die gewaltigen Potenziale der Digitalisierung auch heben. Dazu trägt schon heute die von uns entwickelte BundID bei, die ja mit dem OZG 2.0 DeutschlandID heißt. Wichtig ist, dass wir nicht heute versuchen sollten, bestimmte technische oder architektonische Ansätze für die Zukunft starr festzulegen. Technologieoffenheit ist und bleibt wichtig.
KI in Kommunen: Hype oder echter Mehrwert?
G. Aschenbrenner: Wir alle können uns gut erinnern, wie vor einigen Jahren die Blockchain zum Universal- und Wunderwerkzeug erklärt wurde. Auch die künstliche Intelligenz ist schon mehrfach auf- und abgetaucht. Immer wieder wurden gewaltige Durchbrüche und Untergangsszenarien beschworen. Aktuell kann jeder ausprobieren, was KI heute schon leisten kann. KI kann beispielsweise phänomenal gut sortieren und Muster erkennen. Das können sich auch Kommunen in vielfältiger Weise zunutze machen.
Wichtig bei KI ist, dass wir viele Möglichkeiten ausprobieren, um überhaupt zu lernen, was die beste Lösung ist. Dabei spielen Kommunen mit ihrer kommunalen Selbstverwaltungshoheit eine wichtige Rolle. Sie können eigenverantwortlich handeln und damit Experimentierräume nutzen. Dabei sind wir mit unserer kommunalen DNA ein wichtiger Partner. Die Kommunen haben Ideen und Handlungsmöglichkeiten, wir besitzen die Technik, das Know-how und passende Partner. Unseren KI-Assistenten für Kommunen können Sie auf unserem Kommunalforum im Oktober erleben – ich finde ihn eindrucksvoll.
Smart-City- sowie KI-Anwendungen benötigen viel Rechenleistung. Haben Kommunen die nötigen Ressourcen?
R. Schleyer: Insgesamt benötigen wir mit der zunehmenden Digitalisierung tatsächlich eine beträchtliche Rechenleistung. Das wird zunehmen. Andererseits werden wir auch große Entwicklungssprünge sehen, die Effizienz und Energiesparsamkeit verbessern.
Die meisten Kommunen werden nicht die Möglichkeiten haben, die künftigen Herausforderungen mit eigener Infrastruktur zu meistern. Die meisten Leistungen werden deshalb künftig aus der Cloud bezogen werden. Das bedeutet für uns, dass wir den Kommunen immer leistungsfähigere Rechenzentren zur Verfügung stellen müssen. Dieses Jahr sind aus diesem Grund zwei State-of-the-Art-Datacenter der AKDB fertiggestellt worden – BSI-zertifiziert, redundant und ausfallsicher. Für Daten bayerischer Kommunen wie auch bundes- und europaweite Cloud-Projekte stellen sie ausreichend Kapazitäten zur Verfügung. Die Rechenzentren sind die neue Basis, auf der die AKDB vielfältige Cloud-Lösungen anbietet.