Künstliche Intelligenz gegen Fachkräftemangel und für besseren Bürgerservice, weniger Regulierungen und mehr Standardisierung bei der Entwicklung von Softwarelösungen: Dies waren einige der Forderungen auf dem Bayerischen Anwenderforum. Die AKDB war mit eigenem Stand und in zahlreichen Podiumsdiskussionen vertreten.
Das 16. Bayerische Anwenderforum 2024 fand am 10. und 11. Juli in der IHK für München und Oberbayern statt. Die zweitägige Veranstaltung konzentrierte sich auf die digitale Transformation der öffentlichen Verwaltung in Bayern und bot eine Plattform für den Austausch zwischen Experten, Praktikern und Interessierten aus Verwaltung und Wirtschaft.
Der bayerische Staatsminister für Digitales Dr. Fabian Mehring sprach sich mit Nachdruck für verbindliche digitale Standards aus, die flächendeckend in Bayern gelten sollen. Außerdem, betonte er, sei „die Verwaltung … das Gesicht des Staates zu den Menschen. Sie muss modern, innovativ und digital sein, damit die Menschen unser Gemeinwesen wieder als ,cool‘ empfinden können“. Dazu brauche es mehr Mut und Innovationsfreude. Bis zur Rente der Baby Boomer soll alles, was möglich ist, digitalisiert werden, sonst fehlen einige kluge Köpfe. Das könne zu Staatsversagen und Schuldenbergen führen.
Die veränderte Situation am Arbeitsmarkt erfordere auch neue Arbeitsmodelle, so Gudrun Aschenbrenner, Vorstandsmitglied bei der AKDB. "Die Verwaltung muss sich für die Zukunft aufstellen. Im Sinne des New Work und der digitalen Transformation haben wir bei der AKDB neue Arbeitswelten geschaffen. Dabei ist es prioritär, alle Menschen mitzunehmen.“ Diese Veränderungen seien Investitionen in die Zukunft, so Aschenbrenner. Viele Regularien behinderten immer noch eine weitere positive Entwicklung. Beispielsweise sei die Reisekostenabrechnung in öffentlichen Verwaltungen zu kompliziert. Da gebe es glücklicherweise bereits geeignete volldigitale Lösungen.
Gesetze auf Digitalisierung checken
Auch Münchens CIO Dr. Laura Dornheim unterstrich in ihrer Eröffnungsrede, dass die Verwaltung „das Backbone der Demokratie“ sei und die Digitalisierung dazu diene, diese zu festigen.
Politik und Wissenschaft waren sich auf dem Bayerischen Anwenderforum einig, dass Gesetze die Digitalisierung zum Teil hemmen und dass man sie verschlanken und digitaltauglich machen müsse. Ein Teilnehmer aus dem Publikum bemängelte etwa, dass es derzeit nicht einmal möglich sei, einen simplen Parkausweis komplett digital zu beantragen. Ein Digitalcheck, so wie ihn das bayerische Digitalministerium gerade bei Gesetzen durchführe, sei deshalb von zentraler Bedeutung.
KI entlastet Verwaltung
Eine der wiederkehrenden Klagen auf dem Anwenderforum war der Fachkräftemangel. Bis 2030 würden der Verwaltung eine Million Fachkräfte fehlen. Diesem Problem sei durch Digitalisierung beizukommen. Und durch den gezielten Einsatz von künstlicher Intelligenz. Wie das konkret geht, zeigte Lena Barth, Datenanalystin bei der Landeshauptstadt München. Sie präsentierte den MUCGPT, die KI, die Verwaltungsmitarbeitende bei Texterstellung und bei Zusammentragen von Informationen unterstützt, und den Chatbot für die Münchner Stadtbibliotheken, der Nutzenden Buchempfehlungen gibt. Auch die AKDB bietet aktuell Chatbots für die Verwaltung an.
Booster fürs Onlinezugangsgesetz
Die zunehmende Digitalisierung und der Einsatz von KI erhöht massiv den Bedarf an Rechenleistung. Deshalb sprachen sich die Teilnehmenden für die Nutzung von Cloudcomputing in Deutschland aus. Der Einsatz von cloudnative Lösungen war Thema im Forum 7 mit dem Titel „Cloud und digitale Souveränität“. Hier präsentierte Markus Keller, Leiter des Berliner AKDB-Büros, die neue Plattform FRED (Framework for eGovernment Deployment), die auf Cloudtechnologie basiert. Verwaltungen können auf dieser Plattform Online-Dienste und Antragsstrecken individuell gestalten, auf ihrer kommunalen Website veröffentlichen und somit ihren Bürgern zur Verfügung stellen. FRED habe bereits über 4 Millionen Online-Dienste abgewickelt und schaffe Potenzial, Personalressourcen einzusparen bzw. sinnvoller einzusetzen, so Keller. „Ein wichtiger Baustein zur digitalen Selbstbestimmung“, so Keller. Mit Blick in die Zukunft zeigte er sich optimistisch: Allein die demografische Entwicklung werde den digitalen Fortschritt unabdingbar machen.
IT-Dienstleister müssen kooperieren
Steffen Kleinmanns, Chief Product Officer bei der AKDB, erläuterte die Rolle öffentlicher IT-Dienstleister wie der AKDB. Diese müssten den Balanceakt bewältigen zwischen aktuellen Services für die Verwaltung und Investitionen in die Zukunft. „Wir müssen als IT-Unternehmen bereits die Szenarien von 2030 im Blick behalten und entsprechende Investitionen tätigen“, so Kleinmanns. Ohne Kooperationsmodelle mit anderen Anbietern sei dies kaum möglich. Auch öffentliche IT-Dienstleister konkurrieren nämlich im Arbeitsmarkt um die knappen Fachkräfte.
von l. nach r.: Matthias Klein (CONET), Manuela Koneczny (Handwerkskammer für München und Oberbayern), Dr. Franziska Armbruster (Bayerisches Staatsministerium für Digitales), Dr. Laura Dornheim (Landeshauptstadt München) Florian Schardt (Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern).
Zweite von rechts: Gudrun Aschenbrenner (AKDB) erläutert, warum New Work für die Leistungsfähigkeit der Verwaltung wichtig ist.
Steffen Kleinmanns (AKDB, ganz links) diskutiert mit Antonia Zierer (byte, Bayerische Agentur für Digitales), Rainer Ullrich (Public Consulting Rainer Ullrich ) und Wolfgang Denkhaus (Bayerisches Staatsministerium für Digitales) über die Rolle von öffentlichen IT-Dienstleistern und neue Formen der Kooperation im Freistaat.
Dr. Fabian Mehring, Bayerischer Staatsminister für Digitales und Schirmherr der Veranstaltung, hält die Eröffnungs-Keynote am zweiten Veranstaltungstag.
Markus Keller (AKDB) erläutert die Vorteile des Framework for eGovernment Deployment (FRED).
AKDB-Stand: Alexander Gerlach (AKDB, zweiter v. rechts) erklärt den Besuchern des Bayerischen Anwenderforums die Lösungen der AKDB.