Die Stadt Fürth ist eine der ersten bayerischen Kommunen, die ihren Bürgerinnen und Bürgern den von der AKDB entwickelten Online-Dienst „Führerscheinumtausch“ anbietet – und zwar seit September 2022. Wir haben Christian Werner, dortiger strategischer Projektleiter für Digitalisierung, gefragt, wie der Roll-out lief und welche Vorteile die Stadt jetzt dadurch hat.
Herr Werner, die Pilotierung ist abgeschlossen und der Online-Führerscheinumtausch seit einem Jahr bei Ihnen im Einsatz. Wie ist das Feedback der Bürgerinnen und Bürger und der Sachbearbeitenden?
Für die Verwaltung ist der Online-Dienst ein Vorteil und Gewinn, da dies ein wichtiger Baustein zur Reduzierung des ungeliebten „Gang aufs Amt“ ist und ein weiterer Schritt zur notwendigen Digitalisierung der deutschen Verwaltungslandschaft darstellt. Sachbearbeitende können dadurch viel Zeit sparen, die sie stattdessen für andere z. B. beratungsintensivere Aufgaben einsetzen können.
Der Vorteil des First-Runners, also desjenigen, der ein Produkt oder Service als erstes einsetzt, ist klar, dass er eben der Erste ist. Jedoch ist damit auch die Herausforderung verbunden, dass noch bisher unentdeckte Schwachstellen im Dienst enthalten sind, die angepasst werden müssen. Aufgrund der teils sehr komplexen technischen Prozesse wie z. B. der biometrischen Bild-Prüfung, erreichen uns noch Anfragen von Nutzenden, die Unterstützung bei der Verwendung des Systems benötigen. Trotz der hohen Hürde durch die Authentifizierung entwickelt sich die Nutzung absolut positiv.
Wurde der Dienst im ersten Jahr von Bürgern oft in Anspruch genommen?
Der Antrag kommt gut an und wird trotz der besagten, bei uns hohen, Hürden (zwingende Authentifizierung mittels eID-Funktion des Ausweises) gut angenommen. Und das bei einer Zielgruppe, der man diese Nutzung nicht unbedingt zutraut; das zeigt aber, dass die Nutzung der BayernID-Authentifizierung mittels des elektronischen Personalausweises in allen Altersgruppen immer mehr zunimmt. Daher konnte bereits eine dreistellige Anzahl an Anträgen erfolgreich eingereicht werden. Dies ist für die Bürgerinnen und Bürger einfach, schnell und bequem, da der fertige Ausweis direkt nach Hause geschickt wird und der Gang aufs Amt damit komplett entfällt. Dies spart nicht nur Zeit und Geld, sondern ist auch noch gut fürs Klima, da Wegekosten und der damit verbundene CO2-Ausstoß vermieden werden.
Wie lief der Rollout-Prozess des Online-Fachdienstes „Führerscheinumtausch“ ab?
Wir standen im kontinuierlichen Austausch mit der AKDB. Es fanden nahezu wöchentliche Rückmeldungen statt. Dabei wurden offene Punkte geklärt und besprochen, festgestellte Anpassungen gemacht und dokumentiert und aus kommunaler Sicht notwendige Erweiterungen angesprochen. Der Ablauf orientierte sich dabei klar an einem vorgegebenen Prozess- und Terminplan. Dieser sah auch die Einbindung von AKDB-Expertinnen und -Experten vor, die dann fallweise mit ihrem Know-how unterstützten und Informationen zu den einzelnen Vorschlägen, Ideen und Anregungen aus der Verwaltung gaben.
Haben Sie Tipps für Kommunen, was man bereits im Vorfeld beachten sollte, damit der Go-Live-Prozess möglichst reibungsfrei abläuft?
Mein Tipp: Man sollte vorab überlegen, wie man den Ablauf grundsätzlich gestalten möchte: sowohl organisatorisch im Amt - wer bearbeitet Onlineanträge? Wer erledigt den Parteiverkehr? - als auch bezüglich des Antragsprozesses. Denn es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten, wie der Umtausch durchgeführt werden kann: Von der Authentifizierung mit der BayernID (mittels Benutzername/Passwort oder eID-Funktion des Personalausweises) über die optionale Abholung in der Behörde bis hin zur direkten Zusendung über die Bundesdruckerei. Letzteres kostet zwar mehr, ist aber ein komplett digitaler Prozess und vermeidet den Gang aufs Amt. Diese Entscheidungen muss die jeweilige Behörde für sich im Vorfeld treffen – alle Möglichkeiten sind da.
Welchen Part hat die AKDB übernommen beim Go-Live des Dienstes?
Der Go-Live wurde seitens der AKDB – durch das Online-Team des Bürgerserviceportals – komplett vorbereitet und organisiert. Entsprechende Einstellungen im Fachverfahren hatten wir bereits im Rahmen der Pilotierung durchgeführt. So erhielten wir nur noch die Links, die wir dann auf unserer Webseite bzw. unserem Fürther Serviceportal direkt einbinden konnten. Danach konnte der Dienst direkt genutzt werden.
Wie bei anderen Projekten auch gab es bei der Umsetzung einige Verzögerungen aufgrund von technischen Voraussetzungen, die umgesetzt werden mussten. Das betraf zum Beispiel die Software für die Erkennung der biometrischen Bilder. Und wegen externer Dienstleister, die verspätet geliefert haben. Dies ist aber ein normales Projektrisiko. Solange am Ende ein gutes und erfolgreiches Produkt entsteht, ist alles gut. Dieses Ziel sollte man nie aus den Augen lassen.
Das klingt, als sei die Mitarbeit einer Kommune essentiell für eine erfolgreiche Pilotierung.
Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass die allermeisten Anregungen und Verbesserungsvorschläge tatsächlich von uns, der Verwaltung, gekommen sind. Dies zeigt klar, wie wichtig es ist, dass der IT-Dienstleister und die Kommune eine Art Entwicklergemeinschaft bilden. Ein bloßes „Abnicken“ des Online-Dienstes ist nicht zielführend. Wenn es darum geht, wichtige Punkte umzusetzen, darf man keine Diskussionen meiden, diese allerdings stets auf Augenhöhe führen.
Aus der bisherigen Erfahrung heraus würden wir jederzeit wieder ein Pilotprojekt mit der AKDB durchführen. Dass wir den Online-Dienst aktiv mitgestalten konnten, bewerten wir als sehr positiv. Wichtig dabei ist natürlich auf beiden Seiten die Einhaltung des Zeitplans und die detaillierte Definition der jeweiligen Aufgaben und Tätigkeiten.